Mila
»Wir sind sehr dankbar für die enge Betreuung und Entlastung.«
Mit einer Kuschelrobbe im Arm kommt Mila noch etwas müde bei ihrer Kunsttherapeutin an. ›Sunny‹ wird sie später zur Bestrahlung ins Eltern-Kind-Zentrum Prof. Hess begleiten. Mila liebt Meerestiere. Im Januar 2022 geht für sie ein lang gehegter Wunsch in Erfüllung: Auf Gran Canaria darf sie Delfine streicheln. »Die fühlen sich ganz glatt an.« Nicht ohne Grund hat Mila aus der ›magischen Knete‹ von Claudia Hißnauer als Krafttier einen Delfin geformt.
Mila ist ein fröhliches Kind, hört gerne Musik, tanzt und schmust mit ihren Hunden. Und sie hat mit ihren neun Jahren eine lange Krankenhaus-Geschichte hinter sich: Als sie ein Jahr alt ist, fängt sie plötzlich an zu schielen. »Das war seltsam«, erzählt Mama Ann-Kathleen Lehmann. »Zumal ihr rechtes Auge hervortrat.« Nach Untersuchungen und MRT dann die Diagnose: Ein seltener, hochaggressiver Rhabdoidtumor sitzt an Milas Sehnerv. Trotz Chemotherapie gelingt es nicht, das Auge zu retten. Kurz vor ihrem zweiten Geburtstag ist sie tumorfrei, doch der Heilungsprozess der Augenhöhle dauert ein weiteres Jahr und wird von Infektionen begleitet.
Im Sommer 2019 entdecken die Ärzte einen Tumor in Milas rechtem Arm: Knochenkrebs. »Wir standen alle unter Schock«, erinnert sich Milas Mutter. Untersuchungen, Chemotherapie und Bestrahlung folgen. Dafür fährt Mila jeden Werktag in die Strahlenklinik am Klinikum Bremen-Mitte. In der Kinderonkologie kennt sie fast das gesamte Team. »Deshalb freue ich mich auf die Bestrahlung«, sagt sie lächelnd. Das Krankenhaus sei wie ihr zweites Zuhause.
Seit einem Jahr wird Mila durch unser Kinder-Palliativteam betreut. »Milas Zeit ist endlich. Wir werden sie bis zum Schluss begleiten und es ihr so angenehm wie möglich machen, indem wir etwa leidvolle Symptome lindern«, so Katharina Heubach vom Palliativteam.
Ann-Kathleen Lehmann bezeichnet die Unterstützung als großes Glück: »Wir sind sehr dankbar für die enge Betreuung und Entlastung. Wenn wir Hilfe brauchen, können wir Tag und Nacht anrufen.« Dank des Palliativdienstes darf Mila auch regelmäßig zur Kunsttherapie; Zeichnen lernen und sich während Traumreisen entspannen – ein pädagogisches Angebot, das mit Spenden finanziert wird.
Mila ist sich ihrer schweren Krankheit bewusst – genauso wie der Nebenerkrankungen und Handicaps, die ihren Alltag einschränken. »Wir haben die Chemotherapie beendet, weil es ihr darunter extrem schlecht ging«, sagt ihre Mutter. »Danach ist sie aufgeblüht, aber leider wachsen nun wieder die Tumore.« Die Entscheidung war für die Eltern ein innerer Kampf: »Vorher haben wir alles vermieden, was ein Risiko bedeuten könnte, damit das Leben nach der Therapie starten kann. Jetzt möchten wir ihr noch so viele Wünsche wie möglich erfüllen.«
Diese hat Mila in ihrem Wünschebuch festgehalten. Sie durfte zum Beispiel ans Set ihrer Lieblingssendung ›Betty’s Diagnose‹. Es gibt aber auch einige bislang unerfüllte Wünsche: »Ins Legoland fahren, das wäre toll!« Und dann hat Mila noch einen Herzenswunsch, der bisher aufgrund der Medikamentengabe und medizinischen Versorgung nicht realisierbar war: »Ich möchte gerne bei meiner besten Freundin übernachten.«